BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Ein Leben auf Sparflamme: Gartenschläfer & Co. im Winterschlaf

19. November 2020 | Gartenschläfer, Naturschutz, Naturschutz, Tiere und Pflanzen

Wie genau kommt der Bilch durch den Winterschlaf?

Der Name ist Programm: Gartenschläfer im Winterschlaf. [Foto: Pröhl_fokus-natur] Der Name ist Programm: Gartenschläfer im Winterschlaf. [Foto: Pröhl, fokus-natur]

Mit sinkenden Temperaturen und kürzeren Tagen ziehen sich viele Tiere in den Winterschlaf zurück, auch der Gartenschläfer. Wie der Winterschlaf bei diesen kleinen Verwandten des Siebenschläfers abläuft und was während der nächsten Monate in seinem Versteck passiert, das wird auch in Nordrhein-Westfalen durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in ihrem Verbundprojekt „Spurensuche Gartenschläfer“ untersucht.

„Die Bestände des Gartenschläfers gehen in vielen Regionen drastisch zurück. So auch in Nordrhein-Westfalen“, erklärt Christine Thiel-Bender, Projektkoordinatorin beim BUND in NRW. Im südlichen Bereich NRWs nahe des Rheins sind noch Gartenschläfer zu finden, aber in den bewaldeten Bereichen in Ostwestfalen und im Sauerland ist er in den letzten Jahren einfach verschwunden. Und die Wissenschaft erkennt bisher noch keine Ursache für diesen Rückgang. „Nun untersuchen wir bei unserer ‚Spurensuche Gartenschläfer‘, ob auch die Lebensbedingungen während der Wintermonate eine Ursache für das regionale Aussterben sein können.“ Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

Einige faszinierende Fakten des Winterschlafs bei Gartenschläfern sind bereits erforscht: Die Körpertemperatur der Schlafmäuse sinkt auf bis zu 2°C. Die Herzfrequenz beträgt nur noch zwei Schläge pro Minute, statt wie sonst 350. Die Atmung wird verlangsamt und es setzen sogar atemfreie Pausen ein. Dennoch verlieren die Gartenschläfer in diesen Monaten kaum an Muskulatur. Wie sie dies schaffen, ist jedoch noch ein Rätsel.

Der Gartenschläfer nutzt für den Winterschlaf Verstecke in Baumhöhlen und Felsspalten, in Mauern, Gebäuden und Höhlen. In einigen Regionen werden Gartenschläfer während es Winters auch  in Vogelnistkästen angetroffen. Doch zumeist sind diese kein geeigneter Ort für den Winterschlaf, da hier die Temperaturen zu stark schwanken können. „Helfen kann man dem Gartenschläfer und vielen anderen Winterschläfern, indem man für sie Rückzugsmöglichkeiten bereithält“, betont Christine Thiel-Bender. „Selbst im eigenen Garten kann man neben den Nistkästen Strukturen für Winterschläfer schaffen oder erhalten. Alte Obstbäume mit Baumhöhlen stehen lassen und auch Steinhaufen bieten den passenden Schutz vor Feinden und vor zu großer Kälte und Temperaturschwankungen.“

Achtung: Wenn Sie ein Gartenschläfer-Nest gefunden haben, berühren Sie es bitte nicht und belassen Sie es an Ort und Stelle. Gartenschläfer stehen als stark gefährdete Tierart unter besonderem Naturschutz. Jede Störung des Winterschlafs bedeutet ein erheblicher Energieaufwand für die Tiere, deren Reserven dann ggf. nicht mehr bis zum Frühling ausreichen werden. „Wir freuen uns allerdings sehr über eine Meldung Ihrer Sichtung eines Winterquartiers!“, sagt Christine Thiel-Bender. „Diese fließen in unsere wissenschaftliche Studie mit ein und beantworten uns die Frage nach den wichtigen Lebensraumbestandteilen für Gartenschläfer.“

 

Mehr Informationen:

www.bund-nrw.de/gartenschlaefer und www.gartenschlaefer.de sowie

www.biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/erarbeitung-eines-bundesweiten-schutzkonzepts-fuer-den-gartenschlaefer.html

Naturbeobachterinnen und Naturbeobachter können ihre Gartenschläfer-Hinweise dem Projektteam melden unter: www.gartenschlaefer.de

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