Naturnaher Wald im Rheinland. [Foto: Dirk Jansen]
- Forstwirtschaft trägt Mitschuld an Misere
- Fehler der Vergangenheit werden wiederholt
- Holznutzung an ökologische Erfordernisse anpassen
Mit schöner Regelmäßigkeit verkündet Forstministerin Silke Gorißen (CDU) die Ergebnisse der Erhebung des Zustandes der Wälder in NRW. Wie immer sind die Ergebnisse wenig überraschend: Unserem Wald geht es schlecht. Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert in Anbetracht dieser Ergebnisse eine ökologische Waldwende mit einer stärkeren Förderung der biologischen Vielfalt in den Wäldern. Die Abkehr von einer Holzwirtschaft, die einseitig auf schnell wachsende Nadelbäume setzt, sei überfällig.
Holger Sticht, BUND-Landesvorsitzender: „Mit dem großflächigen Absterben von Fichtenplantagen erlebte die Forstwirtschaft in den letzten Jahren ein Desaster. Erneut macht die Forstministerin dafür den Klimawandel verantwortlich. Dabei wird die forstwirtschaftliche Verantwortung unter den Tisch gekehrt. Die ökologisch instabilen Nadelholzplantagen sind ja nicht vom Himmel gefallen, wurden vielmehr von Waldbesitzern und Förstern gepflanzt.“
Der BUND kritisiert, dass diese Fehler durch die aktuell verbreitete Aufforstung großer Flächen mit nichtheimischen Douglasien und Küstentannen wiederholt werden. Auch bei vielen aufgeforsteten sogenannten Mischwäldern würden erneut instabile Forste an den Start gebracht. Viel stärker als bisher müssten deshalb die natürlichen Verjüngungspotenziale für die Wiederbewaldung von Kahlflächen genutzt werden. „Artenreiche und klimaresiliente Wälder lassen sich nicht bauen, sie müssen sich auf Grundlage der natürlichen Voraussetzungen entwickeln“, so Sticht.
Sorgen bereiten den Naturschützern der künftige Umgang mit den Buchenwäldern. Ihr Zustand wird im heutigen Bericht sicher kritisch bewertet. Buchen reagieren empfindlich auf längere Dürreperioden, aber nicht nur der Klimawandel setzt ihnen zu. Holger Sticht: „Forstliche Eingriffe in noch intakten Buchenwäldern mit geschlossenem Kronendach verstärken den Stress an heißen Sommertagen. NRW trägt eine besondere Verantwortung für den Schutz der europäischen Buchenwälder, besonders in seinen Staatswäldern. Hier müssen die Gemeinwohlinteressen am Erhalt von stabilen Waldökosystems Vorrang vor einer Holznutzung haben“. Im neuen Bundeswaldgesetz, zu dem Entwürfe diskutiert werden, müssen aus Sicht des BUND deshalb die Belange des Natur- und Klimaschutzes im Wald gestärkt werden.