BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Wildkatzen droht besonders im Herbst der Tod an der Straße

29. Oktober 2018 | Wildkatze, Naturschutz, Tiere und Pflanzen, Wälder

[Foto: BUND/Christiane Bohn]

Junge europäische Wildkatzen verlassen in diesen Wochen den Ort ihrer Geburt, um sich eigene Reviere zu suchen. Die weiteste dokumentierte Wanderung eines Wildkatzenkaters war 30 Kilometer. Dabei begeben sich jungen Katzen im Alter von circa einem halben Jahr oftmals auf eine gefährliche Wanderschaft, denn vielerorts wird ihr Lebensraum von vielbefahrenen Verkehrswegen durchschnitten. Vielen jungen Wildkatzen droht so der Tod an der Straße.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Nordrhein-Westfalen bittet Autofahrer gegenwärtig um besondere Achtsamkeit im Straßenverkehr, insbesondere in waldreichen Gegenden. „Der Straßentod gilt als die häufigste, unnatürliche Todesursache bei ausgewachsenen Wildkatzen“, so Christine Thiel-Bender, Wildkatzenexpertin des BUND. „Für den Erhalt der Wildkatzenbestände in Deutschland stellen Verkehrsunfälle eine ernste, dauerhafte Bedrohung dar. Mit der Zeitumstellung verlagert sich zudem nun noch mehr Verkehr in die dunklen Tagesstunden, sodass sich das Risiko für die dämmerungs- und nachtaktiven Wildtiere nochmals erhöht.“

Zahlen zu Wildunfällen mit Wildkatzen in Deutschland gibt es leider nur punktuell, denn nicht alle Bundesländer erfassen die Fälle systematisch. In Hessen wurden beispielsweise von 2009-2013 durchschnittlich 35 tote Wildkatzen jährlich an Straßen gefunden, mit steigender Tendenz. Allein in der Eifel werden jedes Jahr mindestens 15 Wildkatzen überfahren. Dabei ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist und viele überfahrene Wildkatzen unentdeckt bleiben.

Um die Datenlage über die Todesursachen von Wildkatzen zu verbessern, führt der BUND in Rheinland-Pfalz ein Projekt zur Etablierung eines landesweiten, standardisierten Totfundmonitorings für Wildkatzen durch. Das zentrale Register soll dabei helfen, Unfallschwerpunkte zu identifizieren und zu entschärfen.

Jede verunglückte Wildkatze stellt einen herben Verlust für die geschützte Art dar. Holger Sticht, Vorsitzender des BUND in NRW rät Autofahrern deshalb, besonders in waldreichen Gegenden und in der Dämmerungszeit auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen und allgemeine Wildwechsel-Verkehrsschilder zu achten. „Behalten Sie den Straßenrand rechts und links im Auge. Blenden Sie nicht das Fernlicht auf, wenn ein Tier zu sehen ist, sondern hupen Sie, damit das Tier flüchten kann.“ Wichtig dabei: Immer die eigene Sicherheit beachten.

Die Wildkatze hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland weiter ausgebreitet, etwa 7.000 bis 10.000 Tiere durchstreifen unsere Wälder. Auch in NRW gibt es größere Vorkommen in der Eifel, im Eggegebirge und dem östlich angrenzenden Bereich zur Weser, im Arnsberger und Briloner Wald sowie im Rothaargebirge. Darüber hinaus gibt es teils vermehrte Einzelnachweise aus dem Sauerland und dem Siebengebirge. Der BUND setzt sich seit Jahrzehnten für den Schutz der Wildkatze ein, unter anderem indem er die Lebensräume wieder miteinander vernetzt.

Aus Sicht des BUND müssen Politik und Behörden jedoch noch viel stärker als bisher handeln: „Wir brauchen viel mehr Grünbrücken und andere Querungsmöglichkeiten über Straßen – für die Wildkatze und auch für andere Tiere, die in ihrer Art bedroht sind. Zudem gehört unser Straßennetz zu den dichtesten der Welt. Die letzten unzerschnittenen Lebensräume müssen bewahrt werden und dürfen nicht dem Straßenbau geopfert werden“, so Sticht.

Mehr Informationen:

www.bund-nrw.de/wildkatze

www.bund-rlp.de/themen/tiere-pflanzen/wildkatze/totfundmonitoring

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