Weitere Spuren vom Biber an der Sieg

23. Mai 2021 | Biber, Naturschutz, Naturschutz

Nachdem Anfang 2018 die ersten Hinweise auf Biber an der Sieg entdeckt worden waren, sind seitdem weitere Spuren aufgetaucht, an verschiedenen Stellen, so auch in diesem Frühjahr 2021.

Biber in Fotofalle, Rhein-Sieg-Kreis, 09.04.2021 Biber in Fotofalle, Rhein-Sieg-Kreis, 09.04.2021  (Justus Siebert / Justus Siebert)

Es sind bislang eher vereinzelte, aber eindeutige Spuren, welche der Biber entlang der Sieg hinterlassen hat: angenagte oder auch gefällte Bäume, meist Weiden, im Uferbereich, mit den spitz zulaufenden, eieruhrförmigen Baumstümpfen, mit Zahnrillen versehen, das kann nur der Biber. Was bislang unklar war und immer noch ist, ob es sich um ein Einzeltier handelt, oder vereinzelte Tiere an verschiedenen Fluß-Abschnitten, oder doch schon um mindestens ein Paar, welches dabei ist, eine Mini-Population zu begründen. Eine erste Keimzelle im Rhein-Sieg-Kreis, nachdem der Biber auch hier vor rund 200 Jahren ausgerottet worden ist.

In diesem Frühjahr 2021 wollten es die Biber-Experten von der BUND-Biber-AG-NRW und der Biologischen Station Rhein-Sieg genauer wissen, es wurden an einer der neuesten Fundstellen Fotofallen und Haarproben-Fallen aufgestellt, und siehe da:  eine der Aufnahmen zeigte zwei ausgewachsene Biber auf einem Bild. Dass es sich um ein Paar handelt ist damit noch nicht bewiesen, es steht noch der Nachweis auf Nachkommen aus, die Jungbiber dürften aber erst im Frühsommer den elterlichen Bau verlassen haben, und somit erst dann die Chance bestehen, dass sie mal den Fokus einer Kamera durchschwimmen. Schön wär’s.

Denn wir brauchen den Biber als Landschaftsarchitekten unbedingt zurück in Nordrhein-Westfalen, und auch hier im Rhein-Sieg-Kreis. Dass seine Ausrottung eine Katastrophe war für die Artenvielfalt in unserer Landschaft, das haben wir über die letzten 200 Jahre gar nicht mehr mitbekommen, als Teil unserer Umwelt ist er einfach aus unserem Bewusstsein verschwunden. Lediglich an seine Beißkraft, als Baumarkt-Maskottchen und auf Zahnpasta-Tuben, werden wir noch erinnert. In der Rureifel, wo der Biber bereits seit den 1980er Jahren wieder wirken darf, und wo es bereits eine Population von mehreren hundert Tieren gibt, kann man seitdem beobachten, was alles zurück kommt, wenn man den Biber nur machen lässt: Er baut Dämme, um Teiche anzulegen, fällt dazu Bäume, wodurch offene besonnte Uferbereiche entstehen, irgendwann verlässt er seinen Teich auch wieder, dann verlandet dieser, wird zu einer blütenreichen Wiese. Es entstehen also verschiedene Wasser- aber auch Landlebensräume, von denen viele Arten profitieren, die ohne den Biber ein kümmerliches Schattendasein geführt hätten, bzw. außerhalb der Rureifel immer noch führen: Libellen, Amphibien, Heuschrecken, Schmetterlinge, Fische, und von deren gestiegenen Populationsdichten profitieren weitere Tiere wie Schwarzstörche, Reiher,…

Aus ökologischer Sicht können wir deshalb nur sagen:

Welcome back, Biber, im Rhein-Sieg-Kreis

…und hoffentlich geht es möglichst schnell aufwärts mit einer stabilen und wachsenden und fleißigen Biber-Population an Sieg, Agger und Sülz. Konkrete wirtschaftliche Konflikte sind hier übrigens nicht zu erwarten, denn die Siegauen sind über die weitesten Strecken hin weitläufig genug und landwirtschaftlich eher extensiv genutzt. Und Sieg und Agger sind auch so breit und ganzjährig Wasser führend, dass es für den Biber schlicht nicht notwendig ist, hier einen Damm zu bauen und weitere Uferbereiche unter Wasser zu setzen. Was nicht heißt, dass doch mal der eine oder andere Baum, den man gerne noch länger hätte stehen lassen wollen, angenagt wird, z.B. der Apfelbaum im heimischen Garten. Doch dafür gibt es recht einfache Lösungen, eine Draht-Ummantelung z.B., aber noch sind eher zaghafte und kaum sichtbare Spuren, die er hinterlässt. Noch sind wir nicht bei Verhältnissen wie in der Rureifel, wo ein gut funktionierendes Biber-Management seitens der Biologischen Station Düren seit vielen Jahren dafür sorgt, dass im Konfliktfall zeitnah und unbürokratisch nach Lösungen gesucht wird.

Und das ist notwendig, um die Akzeptanz des Bibers seitens der Bevölkerung zu erhalten bzw. erst zu schaffen, und damit seine Rückkehr nicht zu gefährden bevor sie überhaupt begonnen hat.

Aber anders als der Wolf, welcher zeitgleich mit dem Biber gerade nach NRW zurückkehrt, wird letzterem weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Bilder von gerissenen Schafen in der Zeitung und auf Facebook, und dann noch Rotkäppchen im Hinterkopf, sind halt irgendwie wirkungsmächtiger als das Bild einer gefällten Pappel und eines vom eher gemütlich anmutenden Biber daneben. Dabei können die Auswirkungen der Biber-Tätigkeit, wenn es mehr als nur eine Pappel ist, und je nachdem an welcher Stelle, weitaus gravierender sein als der Beutezug eines Wolfes.

Ein effektives und auch rechtlich abgesichertes Biber-Management in NRW, u.a. mit klar benannten Ansprechpartnern, kann nur von der Landesregierung eingerichtet werden, bislang sind unsere (BUND NRW) und die Eingebungen seitens der Biologischen Stationen in NRW dazu zwar nicht auf ablehnende, letztlich aber wenig motivierte Haltungen gestoßen, von wegen andere Prioritäten (Wolf) gerade, und er (Biber) soll doch erstmal kommen (was er schon tut!), kurz da ist noch gar nichts passiert. Aber wir bleiben dran, werden weiter die Dringlichkeit in die entsprechenden Gremien tragen, und solange sich da nichts tut, sind wir halt Ansprechpartner für Fragen rund um den Biber, und nehmen gerne auch weiterhin Hinweise auf Biber, gerne mit Fotos belegt, entgegen. Auch wenn die meisten Biber, die uns gemeldet werden, Nutrias sind, aber manchmal ist es eben auch ein Biber, und manchmal an einer Stelle, die wir noch nicht auf unserer Karte haben, und dann freuen wir uns. Und die Hinweisgeber meistens auch, und das ist mindestens ebenso erfreulich.

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