Schneekanonen treffen ins Herz der Natur

04. Februar 2025 | Wasser-Wissen

Bild: CreativeNature_nl, JulieStar Fotomontage: Birgit Lutzer.

Für den Skitourismus setzen Betreiber immer mehr auf Kunstschnee, auch im Sauerland. Doch die Natur zahlt den höchsten Preis für das künstliche Wintervergnügen.

Ski-Tourismusbranche will auch bei mildem Wetter verdienen

Das Sauerland ist bekannt für seine malerische Landschaft. Die Region ist zudem ein Publikumsmagnet für Skitourismus. Doch dieser ist im Sauerland, Schwarzwald oder in der Eifel fast nur noch mit Kunstschnee möglich. Allein im Sauerland stehen laut Quarks &Co. etwa 670 Schneekanonen, um Skifahrende und Snowboarder/innen auch in den milderen Wintermonaten auf die Pisten zu locken. Nach WDR-Angaben haben in Winterberg Betreiber für die aktuelle Saison fünf Millionen Euro in neue Beschneiungsanlagen investiert, die unabhängig von der Außentemperatur arbeiten. Doch dieser technische Fortschritt hat seinen Preis – für Klima, Umwelt und Ökosysteme.

Was ist Kunstschnee?

Kunstschnee besteht aus Wasser, hat jedoch durch sein Herstellungsverfahren einen anderen Kristallaufbau als Naturschnee. Um ihn zu erzeugen, wird Wasser aus Schmelzwasserbächen oder Stauseen in sogenannte Propellerkanonen gepumpt. Anschließend wird es in feinste Tröpfchen gesprüht, die bei kalten Temperaturen von außen nach innen zu Eiskügelchen gefrieren. Dieser Schnee ist kompakter und luftundurchlässiger. Der Einsatz von Schneekanonen bringt zahlreiche Probleme mit sich:

Belastung für Umwelt und Natur

Die Produktion von Kunstschnee frisst Wasser, Energie und macht Lärm. Pro Hektar Kunstschnee werden in einer Saison bis zu drei Millionen Liter Wasser benötigt – das entspricht 20.000 gefüllten Badewannen. Da zu diesen Zeiten Wasser in zu geringer Menge zur Verfügung steht, werden oft sogenannte „Speicherbecken“, die bis zu 20 m tief sein können, errichtet. Das ist zusammen mit Zufahrtsstraßen und Leitungsverlegungen ein erheblicher Eingriff in Landschaft und Wasserhaushalt.

Zudem belastet der künstliche Schnee die Wasserqualität, da er beim Schmelzen nutzungsbedingte Schadstoffe in die Umwelt einträgt. Diese können zum Beispiel in den Untergrund einsickern und das Bodenleben schädigen. Auch bleibt die dicke Decke länger als natürlicher Schnee liegen und behindert das Wachstum heimischer Pflanzen. Da für die Pflege der Pisten schweres Gerät eingesetzt wird, ist anschließend eine Bodenverdichtung feststellbar. Diese verhindert zu Zeiten, in denen die Piste außer Betrieb ist, dass Niederschlagswasser nachsickern kann.

Tagsüber Skitrubel, nachts Schneekanonen

Schneekanonen in den Alpen verbrauchen pro Jahr so viel Energie wie 500.000 Haushalte. Das verstärkt die Klimakrise und erhöht die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Abgesehen davon, stören die lauten Schneekanonen Wildtiere. Denn ihr Einsatz erfolgt besonders nachts, wenn einige Tiere ihre Ruhephasen brauchen. Wie es wirkt, wenn man tagsüber und nachts von Lärm gestört wird und kein Auge zu tun kann, wissen wir Menschen gut genug.

Der Einsatz von Schneekanonen ist umweltkritisch

Fazit: Der Einsatz von Schneekanonen steht sinnbildlich für den Konflikt zwischen Gewinninteressen und Naturerhalt. Skigebiete profitieren wirtschaftlich, doch die Umwelt zahlt einen viel zu hohen Preis. Für weitere Infos empfehlen wir einen immer noch aktuellen Beitrag aus der Geografischen Rundschau.

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