BUND feiert 20 Jahre Rettungsnetz für die Wildkatze

11. Juli 2024 | Lebensräume, Naturschutz, Wildkatze

Langjährige Naturschutzarbeit zahlt sich aus. Die Wildkatze kehrt zurück - auch in NRW

Auch in NRW kehrt die Wildkatze zurück. [Foto: Thomas Stephan] Auch in NRW kehrt die Wildkatze zurück. [Foto: Thomas Stephan]

  • Schutzarbeit für Wildkatze in elf Bundesländern
  • Rettungsnetz seit 2012 auch in NRW aktiv
  • Wildkatze steht symbolisch für artenreiche und klimarobuste Lebensräume

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) feiert 20 Jahre Naturschutzprojekt „Rettungsnetz Wildkatze“. Die Rückkehr der Wildkatze belegt eindrucksvoll, dass sich langjährige und länderübergreifende Naturschutzarbeit auszahlt, erklärte der Verband anlässlich des Jubiläums.

Jens Klocksin, BUND-Schatzmeister erklärt: „Zwanzig Jahre nach der Gründung des Rettungsnetzes für die Wildkatze verzeichnet der BUND beeindruckende Erfolge: Mittlerweile ist er in elf Bundesländern aktiv für die Wildkatze. Er schaffte 33 grüne Korridore, pflanzte über 100.000 heimische Bäume und Sträucher und aktivierte über 2.600 Freiwillige. Diese beteiligten sich im ganzen Land an Pflanzaktionen sowie bei der Bestandserfassung der Art. Insgesamt reichte der BUND über 7.000 Genproben ein und wies über 2.000 verschiedene Wildkatzen nach. Wir verdanken diese Erfolge vielen Menschen, die über zwei Jahrzehnte lang mit den unterschiedlichsten Akteuren zusammengearbeitet haben.“

Christine Thiel-Bender, NRW-Artenschutzreferentin des BUND ergänzt:Als wir in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2012 zum Rettungsnetz dazu stießen, war oftmals noch gar nicht bekannt, dass die Wildkatze als echtes Wildtier in den heimischen Wäldern vorkommt. Das Ziel ist daher nach wie vor, die bedrohte Europäische Wildkatze zu schützen, ihren Lebensraum in Deutschland zu erhalten und zu vernetzen sowie die Gesellschaft über die Wildkatze zu informieren. Der BUND wählte die heimliche Waldkatze, um den Biotopverbund voranzubringen. Die Wildkatze steht symbolisch für den Erhalt unserer Wälder und ihrer Biodiversität. Indem wir sie schützen, fördern wir gleichzeitig viele andere Arten und die Gesundheit unserer Ökosysteme.“

Vier Instrumente für die Wildkatze
Methodisch erfolgt die Arbeit des Rettungsnetzes vor allem über vier Naturschutz-Instrumente.
Zum einen handelt es sich hierbei um das Lockstockmonitoring, welches großflächig dazu genutzt wird, Wildkatzenbestände zu erfassen. Über den Wildkatzenwegeplan konnte dann erstmalig in 2007 simuliert werden, über welche Wege sich Wildkatzen ausbreiten können. Der Wildkatzenwegeplan ist bis heute eine wichtige Grundlage für die Vernetzung von Wildkatzenwäldern. Hieran knüpft auch das Herzstück des Projektes an: die Schaffung Grüner Korridore. Diese Waldstreifen verbinden die isolierten Lebensräume der Wildkatze miteinander und ermöglichen ihr sowie anderen Tierarten die zum Überleben wichtigen Wanderungen. Um Menschen von Naturschutzmaßnahmen zu überzeugen, bedarf es zudem einer intensiven Kommunikation. Über Infostände, Vorträge, Wanderungen, aber auch über das Wildkatzendorf in Hütscheroda können zahlreiche Menschen erreicht werden. 

So geht es weiter im Rettungsnetz für die Wildkatze

Der Einsatz für die Art lohnt sich. In den letzten Jahren häuften sich neue Nachweise der bedrohten Art. So konnten in NRW neben den etablierten Vorkommensgebieten in der Eifel vor allem auch Wildkatzen im Eggegebirge, dem Arnsberger und Briloner Wald, dem Rothaargebirge, im Sauerland und auch im Kottenforst/Ville und Siebengebirge nachgewiesen werden. Hinzu kommen Einzelnachweise aus dem Lohmarer Wald und dem Oberbergischen. Die gute Zusammenarbeit der BUND-Landesverbände und des Bundesverbandes sowie die enge Kooperation mit zahlreichen Akteuren trägt Früchte. Doch Naturschutz ist eine langfristige Aufgabe. Mit dem Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ ist der BUND auch künftig in der Vernetzung von Wildkatzenlebensräumen aktiv.

Thiel-Bender: „Noch immer sind wir auf der Suche nach weiteren Kooperationspartnern aus der breiten Gesellschaft. Wir wollen Behörden, Flächenbesitzende und weitere Interessengruppen einbeziehen und mit ihnen Naturschutzmaßnahmen umsetzen. Gemeinsam mit Menschen vor Ort sorgen wir weiterhin dafür, dass sich die Wildkatze in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet wieder ausbreiten kann.“
 

Hintergrund:

Im Rettungsnetz für die Wildkatze engagieren sich elf BUND-Landesverbände sowie der Bundesverband und die BUNDjugend für den Schutz der Europäischen Wildkatze und ihrer Lebensräume. Damit decken sie das gesamte Verbreitungsgebiet der Art in Deutschland ab. Siehe: www.bund-nrw.de/themen/wildkatze/rettungsnetz-wildkatze

Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) lebt zurückgezogen in strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute etwa 6000 bis 8000 Tiere überwiegend in Mittel- und Süddeutschland. Die Wildkatze benötigt große, zusammenhängende und strukturreiche Wälder. Sie steht dabei stellvertretend für viele andere Waldbewohner. Dort, wo sich die Wildkatze wohlfühlt, sind die Bedingungen für viele Arten wie Luchs, Bechsteinfledermaus oder Mittelspecht optimal. www.bund-nrw.de/themen/wildkatze

Das Lockstock-Monitoring ist eine wissenschaftliche Methode, mit der Vorkommen von Wildkatzen untersucht werden, ohne die Art zu stören. Hierbei werden mit Baldrian präparierte Holzstäbe, sogenannte Lockstöcke, in den Wäldern aufgestellt. Die Wildkatzen reiben sich daran und hinterlassen Haare, die genetisch analysiert werden.

Der Wildkatzenwegeplan zeigt, neben den aktuellen Wildkatzenvorkommen in Deutschland, wie diese Gebiete wieder verbunden werden können. Außerdem weist er große Waldgebiete auf, die für Wildkatzen geeignet sind. Er ist online über www.wildkatzenwegeplan.de einsehbar.

Die Grünen Korridore verbinden voneinander isolierte Lebensräume der Wildkatze. Sie bestehen aus Hecken, Baumreihen und Sträuchern. Sie helfen den scheuen Wildkatzen, sich aus der Deckung ihres Waldes herauszutrauen und entlang dieser Linien neue Gebiete zu besiedeln. Als Wanderwege für Wildkatzen und viele andere Arten unterstützen die Grünen Korridore genetische Vielfalt zu sichern und das Überleben der Arten zu gewährleisten.

Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Das Projekt setzen der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend und die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um. www.bund-nrw.de/wildkatzenwaelder

 

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