Helsinki, Berlin, Düsseldorf | Finnische und deutsche Umweltverbände appellieren an den neuen Vorstandsvorsitzenden des Energiekonzerns Fortum, Markus Rauramo, die Geschäftspolitik konsequent auf einen mit dem Pariser Klimaabkommen kompatiblen Pfad auszurichten. In einem offenen Brief fordern der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Deutsche Umwelthilfe, Friends of the Earth Finland, Greenpeace Nordic, urgewald und weitere Organisationen, Fortum auf, bis spätestens 2030 aus der Kohle und anderen fossilen Strukturen auszusteigen. Insbesondere müsse auch die Geschäftspolitik der Konzerntochter Uniper in eine ehrgeizigere Richtung gelenkt werden. „Fortum ist dabei, eine große Chance zu verspielen, sich als europäisches Vorbild für die Dekarbonisierung der Energieversorgung am Markt zu platzieren“, sagte BUND-Energieexperte Dirk Jansen. „Wir hoffen aber, dass der neue CEO den Mut hat, die alten Pfade zu verlassen.“
Wesentliche Kritikpunkte sind nach Auffassung der Umweltverbände die Uniper-Pläne zum Bau eines neuen LNG-Terminals in Wilhelmshaven und die Inbetriebnahme des Steinkohlenkraftwerks Datteln 4. Mit dem Bau des neuen LNG-Terminals in Wilhelmshaven und dem über 20 Jahre laufenden LNG-Liefervertrag mit der canadischen Firma Pieridae Energy werden die Umstellung von Erdgas auf erneuerbare Energie strukturell blockiert. Das Festhalten am Uniper-Kraftwerk Datteln 4 verstoße klar gegen Fortums eigene Dekarbonisierungs-Strategie, die Empfehlungen der bundesdeutschen Kohle-Kommission und die Prinzipien für finnische Staatsbeteiligungen.
Die Umweltaktivist*innen forderten den Fortum-CEO Rauramo deshalb auf, jegliche Investitionen in neue Kohle- und Gasinfrastrukturen, einschließlich jeglicher Verlängerung der Lebensdauer bestehender Kohlekraftwerke, zu beenden. Uniper müsse angewiesen werden, Verhandlungen mit der Bundesregierung aufzunehmen, um das Kohlekraftwerk Datteln 4 stillzulegen.
Das Kraftwerk Datteln 4 ging am 30. Mai 2020 in den regulären Netzbetrieb. Laut der Analysen von energy-charts.de war Datteln 4 im Juni – also dem ersten Monat des regulären Betriebs – nur zu 23,7 Prozent ausgelastet. Der Strom wurde überwiegend in das Netz der Deutschen Bahn eingespeist. RWE hatte letzte Woche verkündet, trotz der 450 MW-Tranche an dem Kraftwerk keinen Strom abzunehmen. Auch der Strommarkt hat keinen Bedarf an Datteln 4-Strom.
… der offene Brief als Download
Den offenen Brief unterzeichnet haben: Amnesty Finland, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND ), Deutsche Umwelthilfe, Europe Beyond Coal, Finnwatch , Friends of the Earth Finland, Greenpeace Nordic, urgewald, WWF Finland