BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Biber-Sichtung an der Lippe, bei Werne

19. Juli 2020 | Biber

Eine aufmerksame Spaziergängerin schickte uns ein Video, auf welchem eindeutig ein in der Lippe schwimmender Biber zu erkennen ist.

Screenshot aus dem Video: Biber in der Lippe bei Werne

Biber-Spuren an verschiedenen Abschnitten der Lippe gibt es schon seit einigen Jahren, bei Lippstadt beispielsweise hat sich eine kleine aber wachsende Population gebildet. Im Januar 2020 traf bei uns eine Meldung ein von Biber-Fraßspuren im Lippe-Bogen bei Dorsten.

Und nun ein eindeutiges Video von einem in der Lippe schwimmenden Biber bei Werne. Von diesem Abschnitt lagen uns bislang noch keine Hinweise vor. Umso erfreulicher, er scheint die Lippe allmählich Stück für Stück zu besiedeln. Diese ist auch durchaus gut geeignet als Lebensraum, mit zu guten Teilen grünen Uferabschnitten, ohne angrenzende Siedlung und Straßen, eine von Landwirtschaft geprägte Feld- und Wiesenlandschaft durchfließend, immer wieder mit kleinen Waldparzellen versehen. Und immer wieder Reste der einst viel ausgedehnteren Lippeauen, welche ihm einen noch besseren Rückzugsraum bieten.

Dabei braucht der Biber keine menschenferne Wildnis, hat er sich einmal daran gewöhnt, dass von Menschen keine Gefahr ausgeht, legt er seine Scheu bald ab und kann auch tagsüber beobachtet werden. In Düren beispielsweise, wo er (bzw. im Kreis Düren) seinen Hauptverbreitungsschwerpunkt in NRW hat, kann man ihn oder zumindest seine Spuren in der die Stadt durchfließenden Rur beobachten. Voraussetzung für seine Zutraulichkeit ist jedoch, dass er auch tatsächlich von den anwohnenden Menschen, einschließlich der Landwirte, wohlwollend aufgenommen und nicht verfolgt wird. Was passieren könnte, wenn er mal den einen oder anderen Maiskolben mitnimmt, oder ein Flurstück unter Wasser setzt mit seinem Dammbau.

Das könnte eher in den kleineren Zuflüssen passieren. Ärgerlich für Landwirte oder Anwohner, aber das sind alles verkraftbare Verluste, und keine Probleme die sich nicht irgendwie lösen lassen, vor allem wenn man akzeptiert, dass auch zu einer landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft Wildtiere gehören, von denen man seit jeher Rehe, Hasen, Wildschweine, Hamster und viele andere kennt. An den vor rund 200 Jahren fast ausgerotteten Biber muss man sich erst wieder neu gewöhnen. Um das zu fördern hat im Kreis Soest / Lippstadt die ABU (Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz Bad Sassendorf) das Biber-Management übernommen, spricht mit den Landwirten und Anwohnern, sucht gegebenenfalls nach Lösungen, und bislang hat das wesentlich dazu beigetragen, dass der Biber akzeptiert, wenn nicht gar freudig begrüßt wird.  

Nun kehrt er also allmählich in seine angestammte Urheimat zurück, auch nach Westfalen entlang von Lippe und Ruhr, und aus ökologischer Sicht wird er auch hier dringend gebraucht. Denn dort, wo er bereits seit längerem und in größeren Beständen wieder beheimatet ist, beispielsweise im Hürtgenwald bei Düren, können wir jetzt erst sehen, was dieser Naturlandschaft so lange gefehlt hat. Die dort angelegten Biber-Teiche sind ein Hotspot des Lebens, es explodiert geradezu, nicht nur Wasser-Lebewesen wie Frösche, Fische, Molche und Libellen(-Larven) profitieren enorm davon, auch Landbewohner wie Heuschrecken, Schmetterlinge, Rehe finden in den vom Biber freigenagten Offenlandschaften und in ehemaligen, verlandeten Biber-Teichen eine artenreiche Lebensgrundlage, in Form von Kräutern, Gräsern und Blütenpflanzen.

Nun ist eine Mittelgebirgslandschaft wie der Hürtgenwald mit seinen schmalen Bächen etwas anderes als die eher flache Landschaft entlang der breiten Lippe, und dementsprechend verhält sich der Biber hier auch anders. Dammbau um Teiche anzulegen ist hier schlicht nicht nötig für ihn, denn die Lippe ist breit genug und bietet eine ausreichend große Wasserfläche zum Abtauchen. Dennoch spannend zu beobachten, wie er sich in den nächsten Jahren hier ausbreiten wird, in welchem Maße er die Renaturierung der Lippeauen mit gestaltet und ob ihm das anfängliche Wohlwollen der Westfalen erhalten bleibt. Wir hoffen es jedenfalls sehr.

Video (freundlicherweise von Kathrin Georg-Klinge zur Verfügung gestellt), Biber in der Lippe schwimmend, bei Werne:

 

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