BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

GEO-Tag der Artenvielfalt 2016

Die bundesweite Hauptveranstaltung des 18. GEO-Tags der Artenvielfalt fand am 18. und 19. Juni auf der Heideterrasse bei Köln statt. Trotz ungünstigsten Wetters konnten nicht nur Neuentdeckungen gemacht werden, das Wochenende war vor allem eine gelungene Werbung für den Schutz und die ehrenamtliche Erforschung der biologischen Vielfalt.

18. Geo-Tag der Artenvielfalt auf der Bergischen Heideterasse - Hans-Joachim Krammer, Spinnenexperte auf Spinnenfang. Foto: Enver Hirsch/GEO  (Enver Hirsch)

Der GEO-Tag der Artenvielfalt ist die größte Feldforschungsaktion Europas. Wie auch in den drei Jahren zuvor war der BUND Partner der Zeitschrift GEO bei der Ausrichtung der Veranstaltung, die in diesem Jahr unter dem Leitmotiv „Biotopverbund“ stand. Die südliche Heideterrasse war für die Ausrichtung der Hauptveranstaltung prädestiniert, weil hier insbesondere der Dachverband Bündnis Heideterrasse – in dem die örtlichen Gruppen des BUND Gründungsmitglieder sind – seit Jahren Maßnahmen der Wiedervernetzung initiiert und umsetzt. Eine besonders anspruchsvolle Aufgabe aufgrund der Lage an einem der größten Ballungsräume Europas mit unzähligen Straßen und Nutzungsinteressen.

Der Naturraum Bergische Heideterrasse ist ein oft kaum einen Kilometer schmales, aber ungleich längeres Landschaftsband, das sich auf der rechts-rheinischen Mittel- und Hauptterrasse von der Sieg im Süden bis zur Ruhr im Norden erstreckt. Über 25 Naturschutzgebiete sollen diesen „Hot Spot“ der biologischen Vielfalt sichern. Darunter ist mit dem durch Grünbrücken wieder verbundenen Naturschutzgebiet Wahner Heide und Königsforst auch das größte Nordrhein-Westfalens.

Auch in diesem Jahr ging es wieder darum, biologische Vielfalt sichtbar, aber auch ihre Erforschung erlebbar zu machen. Denn nicht nur die Artenvielfalt, auch die Artenkenntnis schwindet. Eine bedenkliche Entwicklung vor dem Hintergrund, dass unser Wissen um Vorkommen und Verbreitung von Arten sowie unsere Roten Listen hauptsächlich ehrenamtlich ermittelt werden. Ohne solche Kenntnisse könnten keine geeigneten Schutzmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Der GEO-Tag mit seinem bürgerwissenschaftlichen Ansatz hat sich als eines der wichtigen Instrumente erwiesen, um hier gegensteuern zu können. Hier werden Wanzen und Spinnen plötzlich auch für Laien zugänglich und sogar attraktiv, der namenlose Begriff der biologischen Vielfalt bekommt viele bunte Gesichter.
So auch am dritten Juni-Wochenende. Aus ganz Deutschland waren ExpertInnen angereist, um insbesondere Lohmarer Wald, Wahner Heide, Königsforst und Dellbrücker Heide unter die Lupe zu nehmen und an ihrem Wissen teilhaben zu lassen. Auch von dem kühl-nassen Wetter ließen sie sich nicht abschrecken, sicher auch Dank der guten Organisation und Versorgung am Hauptquartier auf der Troisdorfer Burg Wissem. So gelangen auch in diesem Jahr wieder spektakuläre Neufunde für die Region und sogar Nord-rhein-Westfalen.

Sowohl die Bodenwanzenart Peritrechus gracilicornis als auch die Weichwanze Systellonotus triguttatus – beide bisher leider ohne deutsche Namen – konnten erstmalig für NRW entdeckt werden. Die Drüsenameise Tapinoma subboreale steht unter falschem Namen auf der Roten Liste Deutschlands und Nordrhein-Westfalens, bis sie erst 2012 „entdeckt“ und nun erstmalig im Naturraum gefunden werden konnte. Weniger überraschend, aber ebenso bedeutsam war der für die Region neue Fund der hochgradig gefährdeten Mops-, Breitflügel- und Bechsteinfledermaus durch ein Forscherteam um Simon Rippberger vom Naturkundemuseum Berlin. Die aus Ostasien stammende Süßwasserqualle Craspedacusta war vor allem wegen ihres Finders spektakulär: der 13 Jahre junge Stefan Emmerich wusste mit seinem profunden Wissen und seiner Leidenschaft für die biologische Vielfalt zu begeistern. Mehr als 800 Arten konnten insgesamt festgestellt werden.

So konnte bereits bei der durch Ralph Caspers  („Wissen macht Ah!“, Quarks & Caspers) moderierten Abschlussveranstaltung am Sonntagnachmittag u.a. mit Umwelt-Staatssekretär Horst Becker ein positives Zwischenfazit gezogen werden. Und schon am selben Abend berichtete der WDR in seiner beliebten Wissenschaftssendung Quarks und Co. ausführlich von den Funden und den Findern des ereignisreichen Wochenendes.

Zoologen und Botaniker führten im Rahmen des GEO-Tags der Artenvielfalt in der Wahner Heide eine 24-Stunden-Naturinventur durch und erfassten die im Untersuchungsgebiet lebenden Tiere und Pflanzen.

Stimmen zum GEO-Tag

Staatssekretär Horst Becker: „Veranstaltungen wie der GEO-Tag sind wichtig, um auf den anhaltenden Schwund der Artenvielfalt aufmerksam zu machen und auch vor einer breiten Öffentlichkeit für die dringend notwendige Beseitigung seiner Ursachen zu werben. Wir müssen das ‚wilde NRW’ bewahren.“

Holger Sticht, BUND-Landesvorsitzender: „Nur was wir kennen, können wir auch schützen. Der GEO-Tag dient auch dazu, für Artenkenntnis zu werben und Interesse auch für nicht so populäre Artengruppen wie Tausendfüßer oder Wanzen zu wecken.“

Christoph Kucklick, Chefredakteur von GEO: „Die Wiedervernetzung von Lebensräumen und der Erhalt von Freiraumkorridoren zwischen Schutzgebieten ist eine der dringlichsten Aufgaben, wenn wir den Schwund der biologischen Vielfalt aufhalten wollen. Im Naturraum Bergische Heideterrasse ist trotz der Lage am Ballungsraum bereits Vieles auf den Weg gebracht worden.“

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